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10 Tipps zum Lernen mit Karteikarten

Karteikarten in einem Karteikasten.

Eigentlich ist das Lernen mit Karteikarten ein Kinderspiel und für fast jeden Lernstoff geeignet. Ob es um das Verinnerlichen fremdsprachiger Vokabeln oder das Abspeichern komplexer Definitionen geht – die Arbeit mit dem Karteikasten zahlt sich so gut wie immer aus. Wir stellen die Grundprinzipien des praktischen Lerntools vor, nennen hilfreiche Apps und die Vorteile beim Lernen mit Karteikarten. Außerdem geben wir 10 wertvolle Tipps für das Lernen mit Karteikarten.

Was kann man mit Karteikarten lernen – und was nicht?

Karteikarten sind eine tolle Lernmethode – egal, ob du Englisch-Vokabeln, mathematische Formeln oder historische Daten lernen willst. Auch für einfaches Faktenwissen und Frage-Antwort-Sätze sind Karteikarten sehr gut geeignet.

Doch lässt sich mit Karteikarten wirklich jeder Stoff abfragen? Nicht ganz. Die Vorteile von Karteikarten zeigen sich, wenn es darum geht, punktuelles Wissen – zum Beispiel das genaue Wiedergeben von Begriffen oder Formeln – abzufragen. Komplexe Themen oder verschlüsselte Informationen dagegen sind für das Lernen mit Karteikarten weniger gut geeignet.

Wie lernt man mit einem Karteikasten?

Für handschriftliche Karteikarten sind am besten Karteikarten in den Formaten DIN A8 bis DIN A6 geeignet. Hier kommt es auch etwas auf die Größe der eigenen Handschrift an. Sind die Karten zu groß, ist die Tendenz groß, zu viel auf die Karte zu schreiben und dadurch den Lerneffekt zu erschweren. Stattdessen solltest du dich bei der Formulierung der Antworten kurz und knapp halten. Es gilt die Faustregel, nicht mehr als zehn Wörter auf jede Kartenseite zu schreiben.

Auf die Vorderseite der Karte schreibst du die Frage oder das Stichwort und auf die Rückseite die Antwort bzw. Lösung. Sind die Karteikarten fertig, kommen sie in den Karteikasten. Dieser hat meist fünf Fächer, die nach aufsteigender Größe angeordnet sind. Ganz zu Beginn kommen alle Karten in das erste Fach. Nur wenn du in der ersten Fragerunde die richtige Antwort weißt, wandert die jeweilige Karte in das nächste Fach. So verfährst du für jeden Lernvorgang. Wenn du eine Frage falsch beantwortest, steckst du die Lernkarte wieder ins erste Fach.

Wie lernt man effektiv mit Karteikarten? Um einen systematischen Lerneffekt zu erzielen, ist es wichtig, nicht zu oft zu lernen, also genug Zeit zwischen den Lernvorgängen verstreichen zu lassen. In der Praxis haben sich die folgenden Zeitabstände zum Lernen mit Karteikarten bewährt:

Erstes Fach: Täglich

Zweites Fach: Jeden zweiten oder dritten Tag

Drittes Fach: Wöchentlich

Viertes Fach: Alle sechs Wochen oder seltener

Indem das Wissen systematisch wiederholt wird, wandern die Informationen schrittweise in das Langzeitgedächtnis und dem Vergessen wird entgegengewirkt. Der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus stellte fest, dass wir uns Informationen nur durch Wiederholungen dauerhaft einprägen. Seine Experimente mit der sogenannten „Vergessenskurve“ zeigen, wie schnell Menschen neues Wissen vergessen. Angelehnt an Ebbinghaus‘ Erkenntnisse entdeckte der deutsche Publizist Sebastian Leitner die Vorteile von Karteikarten und entwickelte das systematische Lernen mit Karteikarten (Leitner-System).

Doch was, wenn es darum geht, sich schnell fit für eine anstehende Klausur zu machen? Dann kannst du die Zeitabstände natürlich verkürzen. Achte hierbei jedoch darauf, trotzdem einen zeitlichen Abstand von mindestens acht Stunden einzuhalten. In diesem Fall ist es sinnvoll, nur drei Fächer für das Lernen mit den Karteikarten zu verwenden.

Was sind die besten Apps um Karteikarten zu erstellen?

Ob du einen physischen Karteikasten benutzt oder eine der zahlreichen Apps um Karteikarten zu erstellen, bleibt dir überlassen. Gerade haptische Lerntypen profitieren von Lernkarten, die sie immer wieder in die Hand nehmen können. Stattdessen – oder parallel dazu – kannst du auch kostenlose Karteikarten-Apps nutzen. Hier stellen wie zwei der besten vor:

Buffl

Um die App nutzen zu können, ist eine Anmeldung mit der E-Mail-Adresse nötig. Innerhalb der App gestaltet sich das Erstellen der Karteikarten etwas umständlich, im Browser aber gelingt die Lernkarten-Erstellung sehr einfach. Für Anfänger sind die Anleitung und die enthaltenen Tipps Gold wert. Da die App sehr schlicht gehalten ist, fällt die Navigation recht einfach. Die App kann komplett kostenlos genutzt werden, dafür fehlt es an der ein oder anderen Stelle an Funktionen – beispielsweise gibt es keine Statistik oder eine Übersicht der bisherigen Lernerfolge.

Repetico

Auch für Repetico ist eine Anmeldung mit E-Mail-Adresse erforderlich. Es gibt eine kostenlose und eine kostenpflichtige Version. Mit ersterer kannst du eigene Kartenstapel erstellen und dich entscheiden, ob du deine Stapel nur für dich, für Freunde oder für alle Nutzer freigibst. Für alle, die gerne mit anderen lernen, bietet sich die Funktion des Co-Learnings an.

Das Design von Repetico ist schlicht und funktional, das Erstellen der Lernkarten gestaltet sich sehr einfach. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Funktionen wie Statistiken zum eigenen Lernfortschritt und eine Filter- und Kategoriefunktion. Außerdem kann man einstellen, ob die Karten randomisiert abgefragt werden sollen.

Leider hat die App einige Einschränkungen in der kostenlos zugänglichen Version. Zum Beispiel können nur Pro-User Multiple-Choice-Karten erstellen.

Vorteile beim Lernen mit Karteikarten

Ein Mann zeigt auf mathematische Gleichungen, die auf einer Tafel stehen.

Die Vorteile beim Lernen mit Karteikarten liegen auf der Hand. Karteikarten sind klein und handlich und ermöglichen so ein bequemes Lernen, wann und wo man will. Nutzt man eine App, ist das mobile Lernen ohnehin kein Problem – egal, ob im Bus, beim Warten auf Freunde oder beim Sonnenbaden im Garten.

Karteikarten lassen sich für viele Fächer und Themen nutzen. Zudem ist schon das Beschriften der Karten wichtiger Teil des Lernprozesses. Beim Ausarbeiten der Karten wird das Wissen bereits erlernt, denn: Informationen bleiben dann besonders gut im Gedächtnis, wenn sie über mehrere Wahrnehmungskanäle aufgenommen werden. Es trägt also zum effektiven Lernen bei, wenn du die Lerninhalte nicht nur liest, sondern auch schreibst.

Da auf den Karteikarten nur wenig Platz ist, lernt man bereits beim Beschriften, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Beispielsweise ist es hilfreich, mit Stichpunkten und Schlüsselwörtern zu arbeiten. Das spart nicht nur Zeit beim Lernen, sondern kann auch für die Klausur wertvoll sein. In der Klassenarbeit dringt man so schneller zum Kern der Fragen vor und es ist leichter, schnell Antworten zu formulieren.

In Hinblick auf die Prüfungen bietet es sich an, Karteikarten mit den Fragen zu beschriften, die in der Klassenarbeit wahrscheinlich drankommen werden. Auf die andere Seite kommt die jeweilige Antwort, am besten in Schlagworten. Übrigens: Natürlich kann man sich mit Karteikarten nicht nur selbst abfragen, sondern auch Freunde, Eltern oder Geschwister bitten, dies zu tun.

Ein weiterer der Vorteile von Karteikarten ist, dass sie das Lernen in beide Richtungen ermöglichen. Das bedeutet, man kann sie in beide Richtungen nutzen und zum Beispiel auch einmal vom Englischen ins Deutsche übersetzen statt immer nur umgekehrt. Das ist denkbar einfach, schließlich muss man den Kartensatz einfach nur umdrehen. Das gilt natürlich nicht nur für das Vokabellernen, sondern auch für alle anderen Inhalten.

Diese 10 Tipps helfen beim Lernen mit Karteikarten

Tipp 1: Handschriftlich arbeiten

Da das Selbstschreiben der Karten das Gehirn zusätzlich aktiviert und man sich Inhalte so noch besser merken kann, ist es empfehlenswert, Karteikarten handschriftlich auszuarbeiten. Bei Nutzung der App oder beim Ausdrucken ist dies leider nur begrenzt der Fall. Zwar ist das Beschriften mit der Hand aufwändiger, doch es lohnt sich.

Wichtig: Am besten schreibt man auf die Rückseite der Karte keine ganzen Sätze, sondern nur die wichtigsten Informationen als Stichpunkte. Je besser es gelingt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, desto mehr Überblick gewinnt man über das Thema. Außerdem sollte man die Antworten individuell und so formulieren, wie sie vermutlich auch in der Prüfung vorkommen.

Tipp 2: Schlüsselwörter nutzen

Da viele Lehrer bei Prüfungen auf bestimmte Schlüsselwörter achten, besteht eine gute Vorbereitung darin, diese zu kennen und abrufen zu können. Die betreffenden Schlüsselwörter gehören deshalb unbedingt auf die Karteikarten. Dabei handelt es sich um Wörter, die im Unterricht besonders betont werden und vielleicht auch in Arbeitsblättern etc. fett gedruckt sind.

Tipp 3: Mit Farben arbeiten

Hilfreich ist es, bei der Beschriftung der Karteikarten farbige Stifte zu nutzen. Beispielsweise kann man den Lernstoff in Kategorien einteilen und diese jeweils mit einer Farbe versehen. So erhalten zum Beispiel Jahreszahlen, Personennamen, Formeln und Abkürzungen jeweils eine eigene Farbe.

Tipp 4: Bilder und Grafiken einsetzen

Bei der Gestaltung der Karten lohnt es sich, nicht nur Wörter und Sätze zu nutzen, sondern auch Bilder und grafische Elemente. Zeichnungen, Skizzen und Diagramme haben nicht nur eine auflockernde Wirkung, sondern tragen zum Lernerfolg bei.

Tipp 5: Eigene Beispiele hinzufügen

Fachinformationen können ganz schön trocken sein. Wenn es sich anbietet, kann man Karteikarten um individuelle Beispiele ergänzen, die die Informationen veranschaulichen und eine lebendige Erinnerung kreieren.

Tipp 6: In beide Richtungen lernen

Um das gelernte Wissen zu verfestigen, kann man Karteikarten in beide Richtungen lernen. Indem man Frage und Antwort austauscht, testet man, ob man den Inhalt wirklich verstanden hat.

Tipp 7: Übersichtskarten erstellen

Übersichtskarten ermöglichen es dem Lernenden, den Lernstoff zu vernetzen und den Überblick über komplexe Themen zu behalten. Auf Übersichtskarten fasst man die Informationen mehrerer Karteikarten zusammen. Alternativ bietet es sich an, eine umfassende Mind Map zu gestalten.

Tipp 8: Zufallsgenerator

Im Unterschied zum klassischen Karteikartensystem geht man beim Zufallsgenerator nicht zielgerichtet, sondern chaotisch vor. Das heißt, man zieht wahllos Karteikarten aus dem Karteikasten. Dieses zufällige Lernen hilft, das Gelernte zu verfestigen. Der Nachteil ist, dass man mehr Zeit braucht, um einzelne Themen abzuschließen.

Tipp 10: In der Gruppe lernen

Das Lernen mit Karteikarten ist auch in der Gruppe möglich. Beispielsweise kann man sich in Zweierteams aufteilen und sich gegenseitig abfragen – ähnlich wie man es zu Hause auch allein tun würde. Eine andere Option ist es, einen Spielführer zu benennen, der die Mitspieler der Reihe nach mit jeweils einer Karte abfragt. Wer die meisten richtigen Antworten gibt, gewinnt und wird in der nächsten Runde Spielführer. Um die Motivation zu steigern, kann man auch eine Bestenliste anlegen, in der notiert wird, wer die meisten Karten richtig beantwortet hat.

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