Richtig lernen will gelernt sein. Warum nur kannst du Witze und Geschichten aus deiner frühen Kindheit selbst nach Jahren noch fehlerfrei rezitieren? Warum fällt es dir so leicht, dir die Songtexte deiner Lieblingsband zu merken und mitzusingen? Und warum nur schaffst du es auf der anderen Seite nicht, dir lediglich 3 Jahreszahlen für den Geschichtstest einzuprägen oder 10 Vokabeln für den Englischunterricht abzuspeichern?
Hauptsächlich liegt es daran, dass dein Gehirn entscheidet, was abgespeichert wird, denn es priorisiert die Dinge, die es für wichtig erachtet. Deshalb musst du dein Gehirn trainieren, dass es Jahreszahlen, Vokabeln, Formeln und bestimmte Inhalte als wichtig erachtet. Darüber hinaus solltest du für dich Wege finden, wie du dir Inhalte sinnvoll und clever aneignest. Aber welche Lernmethoden gibt es? Um herauszufinden, welche für dich die richtigen sind, gilt es verschiedene auszuprobieren und sie dort einzusetzen, wo sie dir am meisten bringen und dich am besten unterstützen. Das (er)spart dir eine Menge Energie, Zeit und Frust.
Effektives Lernen als Ziel
Bevor die Frage „Welche Lernmethode ist am effektivsten“ geklärt werden kann, werfen wir einen Blick auf die Frage, was Lernmethoden überhaupt sind. Jeder Mensch hat andere Voraussetzungen und Stärken. Manche sind auf der visuellen Ebene stark, andere wiederum auf der auditiven. Fakt ist: Sobald sich Prüfungen und Klausuren in kurzer Zeit häufen, kann man leicht den Überblick verlieren. Lernen ohne eine Struktur ist häufig ineffektiv. Lernmethoden helfen dir dabei, dich auf das Wichtige zu fokussieren, das Wissen nachhaltig zu verinnerlichen und dein Kurzzeitgedächtnis zu trainieren. Außerdem wird im besten Fall deine Gehirnleistung gesteigert. Lernmethoden sind also Maßnahmen, die dir dabei helfen, deinen Lernprozess durch Struktur und zielgerichteten Stärkeneinsatz zu optimieren. Aber was gibt es für Lernmethoden?
Tipps für effektives Lernen
Bevor wir uns den Fragen widmen, „Welche Lernmethoden gibt es“ und „Was ist die einfachste Lernmethode“, gilt es die Grundvoraussetzungen zu klären, die effektives Arbeiten begünstigen. Sieh zu, dass du dir eine ruhige Lernumgebung schaffst. Dinge, die dich potenziell ablenken können, wie dein Handy oder Musik, solltest du entfernen. Auch wenn es Menschen gibt, die mehrere Dinge gleichzeitig können (z.B. lesen und zuhören), ist es meist nicht möglich, beides zu 100 % zu schaffen. Konzentriere dich daher auf eine einzige Sache – und auf die dafür umso besser.
Zudem ist eine mentale und körperliche Fitness notwendig, um sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren zu können. Nur wenn du ausgeschlafen bist, hast du die nötige Energie zum Lernen. Sorge also für ausreichend Schlaf.
Es gibt Menschen, die erst dann so richtig leistungsfähig werden, wenn sie zeitlichen Druck verspüren. Allerdings ist hierfür eine hohe Belastbarkeit Voraussetzung. Versuche lieber rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen, um unnötigen Stress zu vermeiden. Auf den letzten Drücker anzufangen, ist nur selten effektiv.
Finde raus, ob du alleine oder in der Gruppe besser lernen kannst. Manchmal ist es hinsichtlich deiner Motivation hilfreich, mit anderen gemeinsam zu lernen. Zudem könnt ihr euch untereinander austauschen und Dinge gegenseitig erklären, die noch unklar sind.
Das Wichtigste jedoch ist die stetige Wiederholung. Das Zauberwort heißt Üben! Regelmäßiges Wiederholen prägt die nötigen Infos tief ins Gedächtnis.
Das solltest du vermeiden
Auf der anderen Seite gibt es Faktoren, die dein Lernen eher negativ beeinflussen. Du solltest dir auf jeden Fall regelmäßige Pausen einräumen. Stundenlanges Lernen am Stück lässt dich träge und unkonzentriert werden. Außerdem solltest du mit genügend Abwechslung lernen, damit sich Themen festigen können und du Langeweile vermeidest.
Versuche Zusammenhänge zu erkennen, anstatt ganze Sätze schlicht auswendig zu lernen, deren Inhalt du nicht verstehst. Um später schnell einen bestimmten Aspekt zu finden, markiere dir wichtige Textstellen und schreib Notizen daneben, die dir helfen.
Was gibt es für Lernmethoden?
Die Klassiker
Kommen wir zu einer Auswahl an Lernmethoden, die dir nach Möglichkeit helfen und das Lernen vereinfachen. Während der Unterrichtsstunde Notizen zu machen, verkürzt die Lernzeit hinten raus übrigens enorm. Der Mix aus Lesen, Hören und Schreiben gibt deinem Gehirn die Möglichkeit, Informationen bestmöglich abzuspeichern.
Karteikarten
Diese sehr effektive Lernmethode haben vermutlich schon deine Eltern und Großeltern angewandt. Der Vorteil von Karteikarten ist, dass du für deine Notizen nur begrenzt Platz zur Verfügung hast. Somit bist du gezwungen, dich auf das Wesentliche zu beschränken und selbst komplexe Themen kurz und knapp zusammenzufassen. Arbeite am besten in Stichpunkten sowie mit einzelnen Wörtern und nutze eine Karte für nur einen Themenbereich. Besonders gut eigenen sich Karteikarten zum Lernen von Fachbegriffen und Vokabeln. So kannst du vorn den Fachbegriff oder das Fremdwort schreiben und auf der Rückseite notierst du die Definition bzw. die Übersetzung. Ein großer Vorteil besteht darin, dass du dich selbst abfragen kannst.
Zusammenfassungen
Je umfangreicher ein Thema ist, desto mehr unwichtige Dinge stehen auf deinem Arbeitsblatt. Schreibe eine eigene Zusammenfassung des Themas. Indem du es in eigenen Worten und kurzen Sätzen wiedergibst, überprüfst du direkt, ob du das Thema verstanden hast. Außerdem schrumpft deine zu lernende Notizflut deutlich.
Was gibt es für Lernmethoden sonst noch?
Von Eselsbrücken bis LOCI
Sogenannte Mnemotechniken helfen dir dabei, selbst schwierige und abstrakte Zusammenhänge besser zu behalten, denn sie basieren auf dem Prinzip des Anchoring bzw. der Assoziation. Du verpasst einer Information einen Anker, der dir später dabei hilft, die wichtigen Aspekte aus dem Gedächtnis abzurufen. Die einfachste Form der Mnemotechnik ist die Eselsbrücke. Dabei gilt: Je abstrakter und alberner die Brücke (beispielsweise ein Merksatz) ist, desto eher bleibt sie im Gedächtnis. Wer sich zum Beispiel die Himmelsrichtungen in der Reihenfolge Norden, Osten, Süden, Westen merken möchte, kann den Satz „Nie Ohne Seife Waschen“ nutzen. Reinlichkeit hat nichts mit Geografie zu tun, dennoch wirkt der Merksatz Wunder.
Eine erweiterte Form dieser Mnemotechniken stellt die LOCI-Methode dar. Hierbei nutzt dein Gehirn das räumliche Erinnerungsvermögen. Ziel ist es, sich an Dinge zu erinnern, die du schon mal gehört oder gelesen hast, und sie schnell zu finden und abzurufen. Im ersten Schritt stellst du dir einen Raum (z.B. dein Zimmer) oder einen Weg (vielleicht deinen Schulweg) vor. In Gedanken läufst du nun an verschiedenen Gegenständen, Gebäuden oder Plätzen vorbei. Nun hängst du bestimmte Zahlen oder Fakten an die markanten Punkte. Läufst du später in Gedanken den gleichen Weg entlang, erinnerst du dich an die verschiedenen Anker. Diese Methode braucht etwas Übung, ist aber wahnsinnig effektiv.
Die richtige Visualisierung
Ein übersichtliches Arbeitsblatt hilft dir, dich visuell zurechtzufinden. Vor allem, wenn du dir handschriftliche Notizen machst, sorgst du bestenfalls dafür, dass du deine eigene Schrift im Nachhinein gut lesen kannst. Eine clevere Aufteilung des Blattes nach Cornell hilft dir bei der Koordination deiner Notizen. Hierzu teilst du das Blatt in drei Teile. Der Löwenanteil des Blattes ist für Notizen vorgesehen. Links davon lässt du ein Kästchen für Fragen. Der untere Teil des Blattes dient einer kurzen Zusammenfassung in eigenen Worten.
Schlüsselwort-Methode
Vokabeln zu lernen ist elementar zum Erlernen einer Fremdsprache – leider! Denn das kann echt mühsam und langweilig sein. Mit der Schlüsselwort-Methode macht das mehr Spaß und das Erlernte bleibt besser und länger im Gedächtnis. Darüber hinaus geht es deutlich schneller. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Vokabeln mit der Schlüsselwort-Methode fast doppelt so schnell erlernbar sind, als mit herkömmlichem Auswendiglernen (Atkonson/Rough, 1975 oder Lawson/Hogben, 1998). Hierbei werden Ersatzwörter verwendet, die eine Assoziation zur Vokabel herstellen. Zunächst wird für eine neue Vokabel ein Schlüsselwort gesucht, das entweder akustisch oder visuell zum Fremdwort passt. Dann wird mit dieser Vokabel ein mentales Bild verknüpft. Auch hier gilt: Je abstrakter das Bild, desto größer der Merkeffekt.
Beispiel: Das englische Wort „gift“ (Geschenk). Im Deutschen gibt es das Wort Gift ebenfalls. Mal dir im Kopf das Bild, dass du einem Freund zum Geburtstag eine schöne Flasche Gift mit einem Totenkopfsymbol drauf schenkst. Schon hast du den Anker gesetzt und wirst dich dran erinnern.
Mindmaps
Mindmaps sind eine effektive Methode, dein Lernen an sich zu strukturieren. Vor allem für das Brainstorming ist das Erstellen einer Mindmap, also einer Ideensammlung, sehr sinnvoll. Hierbei gilt es, das Trichterprinzip zu verwenden –vom Allgemeinen hin zum Spezifischen. Sie sorgt für eine strukturierte, visuelle Wiedergabe der eigenen Gedanken. Schreib zunächst alle Begriffe auf ein Blatt Papier und versuche dann Oberbegriffe zu finden und die einzelnen Wörter zu sortieren und in sogenannten Clustern zu gruppieren. Dank dieser Mindmap siehst du auf den ersten Blick, was noch zu tun ist und an welcher Stelle deines Lernens du dich befindest.
Pareto-Prinzip
Aus der Wirtschaft kennt man das nach Vilfredo Pareto benannte Pareto-Prinzip, oder auch 80-20-Regel genannt. Die Idee dahinter besagt, dass 80 % des Ergebnisses mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die restlichen, oberen 20 % jedoch benötigen die restlichen 80 % des Aufwandes. Diese Methode soll dabei helfen zu priorisieren und den Fokus auf das Wichtige zu legen. Oftmals versuchen wir Menschen alles bis ins letzte Detail zu verstehen und zu analysieren, verschwenden viel Zeit drauf und merken nicht, dass wir die letzten paar Prozent gar nicht brauchen. Diese Methode ist auch auf das Lernen anwendbar. Jeden Zusammenhang bis ins letzte Detail zu verstehen, ist oftmals nicht notwendig. Manche Zusammenhänge erschließen sich, sobald du die wichtigen 80 % verstanden hast. Kümmerst du dich also zunächst um die Basics, sparst du unfassbar viel Zeit und Energie, die du im schlimmsten Fall umsonst aufgewendet hast.
Was sind aktive Lernmethoden?
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Schon mal gehört? Verabschiede dich von diesem Satz. Jeder Mensch ist anders und braucht unterschiedlich viel Erholung, Pausen und Motivation. Es mag Menschen geben, die nach der Schule nach Hause kommen und so viel Energie übrighaben, dass sie sich direkt an die Hausaufgaben oder an das Lernen machen. Viele Menschen hingegen benötigen erst einmal etwas Zeit zum Entspannen oder müssen ihren Insulinspiegel putzen und was essen. Dann hat das Lernen auch später noch Zeit. Welcher Typ auch immer du bist, schaffe dir dennoch Lernroutinen. Teile deinen Nachmittag in sinnvolle Abschnitte, mit denen du dich wohlfühlst. Zum Beispiel kannst du deinen Nachmittag wie folgt einteilen:
Auf dem Weg nach Hause gehst du gedanklich durch, was du heute gelernt hast, und nutze nach Möglichkeit eine Mnemotechnik zur Verankerung von Vokabeln oder Fachbegriffen an markanten Wegpunkten. Zu Hause angekommen machst du eine kleine Pause, gönnst dir etwas Freizeit oder einen kleinen Snack und entspannst dich. Anschließend organisierst du deine Lernzeit (z.B. mittels einer To-do-Liste). Sobald dein Plan steht, legst du los mit dem Lernen. Aber bedenke: Nimm dir ausreichend Zeit für Pausen und setze lieber kurze Lernintervalle von 15 bis 30 Minuten pro Thema. Damit verhinderst du, dass dir langweilig wird und das Lernen zu „trocken“ ist. Mach nach jedem Thema eine kurze Pause, steh kurz auf, beweg dich, hör Musik oder trink einen Schluck.
Kurz vor dem Schlafengehen, nimmst du dir 10 Minuten und liest dir die Zusammenfassungen noch einmal kurz durch, denn im Schlaf speichert dein Gehirn das Neuerlernte gut ab.
Was ist die 5 10 15 Methode beim Lernen?
Diese Methode ist ideal für dich, wenn du dir bestimmten Stoff nicht einprägen kannst oder dich ständig ablenken lässt. Im ersten Schritt prägst du dir innerhalb von 5 Minuten das Thema ein. Im Anschluss daran schreibst du 10 Minuten lang alles auf, was dir dazu einfällt, ohne in deine Unterlagen zu schauen. Die letzten 15 Minuten nutzt du dazu, die Infos zu ergänzen, die du noch nicht hattest. Die drei Schritte wiederholst du so oft, bis du das Thema verstanden hast.
Priorisiere deine Lerninhalte
Welche Lernmethode ist nun am effektivsten? Was ist die einfachste Lernmethode? Auf diese Fragen gibt es leider keine eindeutige Antwort. Versuche herauszubekommen, was für dich richtig und gut ist. Wichtig ist – lerne das, was in Kürze dran ist und wo du den meisten Nachholbedarf hast. Zwei bis drei Fächer sollten reichen. Du kannst versuchen, dich gleichzeitig in zehn Fächern zu verbessern, allerdings wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit an deine Grenzen stoßen. Um Misserfolge und Frustration zu vermeiden, stecke deine Erwartungen realistisch ab und geh kleine Schritte auf deinem Erfolgsweg. Denn nichts ist deprimierender, als deine wertvolle Freizeit mit halbherzigem Lernen von Dingen zu verwenden, die du schon kannst oder überhaupt nicht brauchst.
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